Mittwoch, 14. März 2012

Mensch und Fachrichtung

Wenn wir einen Menschen um Rat fragen, dann besteht selbstredend die Tendenz, dass dieser Mensch uns einen Rat auf seinem Fachgebiet gibt. Selbst wenn wir ihn als Mensch und nicht als Fachperson fragen ist diese Tendenz zu erkennen.

Wenn wir also jemanden fragen, ob er uns Rat weiss betreffend Eheproblemen, dann wird der Jurist uns etwas anderes sagen als der Theologe; der Mediziner wird etwas anderes sagen als der Psychologe und so fort.
Wir müssen uns also immer wieder Gedanken machen, ob wir auch die richtige Person gefragt haben. Ist unser Problem wirklich juristischer Natur oder eher Psychologischer. Das wird ausschlaggebend sein für die Antwort, die wir erhalten.

So gesehen ist eine Antwort auch nicht "wahr" oder "falsch". Wir geben - alleine durch die Fragestellung schon soviel preis, dass die Antwort vielleicht schon impliziert ist.

Je älter wir werden, desto mehr wird uns klar, dass die Frage manchmal wichtiger ist als die Antwort. Richtig zu fragen ist eine Kunst. Richtig zu fragen und die richtige Person zu fragen ist im Verhältnis zur Antwort vielleicht etwa so wie die Diagnose wichtiger ist als die Therapie! (die Mediziner mögen mir verzeihen, wenn ich ihre Kunst zu heilen derart vereinfache).
Wie oft sehen wir jedoch, dass eine Krankheit, die einen Namen hat schon wesentlich weniger schlimm ist. Der Arzt weiss, was mir fehlt, also bin ich schon einen grossen Schritt in Richtung "Heilung" gegangen.

Stellen wir das mal zur Diskussion

Sonntag, 4. März 2012

Hat sich die Heirat und Ehe gewandelt

Die Ehe ist zweifelsohne eines der ältesten Rechtsinstitute der Menschwerdung. Bemerkenswert ist, dass sie sich in allen Kulturen auf der Welt unabhängig voneinander inetwa gleich entwickelt hat. Wir dürfen also annehmen, dass die Ehe (in irgendeiner Form) zurück bis in die Bronce-Zeit geht.
Die Ehe ist sicher auch ein Instrument der arbeitsteiligen Gesellschaft, in der die Frau aufgrund der Schutz und Betreuungsfunktion gegenüber den Kindern andere Aufgaben übernommen hat als der Mann, der für das Essen und den Kampf gerüstet sein musste.

Wenn wir ein sozial-rechtliches Phänomen wie die Ehe betrachten und sehen, dass es so lange bestehen konnte, dann müssen wir sicher mal zwei Elemente erkennen:

1.
Es ist ein tiefes Bedürfnis des Menschen, sich mit einem anderen Menschen zu verbinden und dies auch sozial öffentlich zu machen. Diese Bindung ist auf die Ewigkeit ausgelegt und erbittet den Schutz des Gottes.

2.
Dieses Institut muss sich wandeln um überleben zu können, denn die Aufgaben und Bedürfnisse der modernen Menschen sind nicht mehr die gleichen, wie in der Bronce-Zeit.

Damit können wir die Eingangsfrage beantworten und gleichzeitig umdefinieren:

Heiraten warum?
Weil es ein tiefes Bedürfnis ist, getragen von der Liebe und dem Wunsch, ewig miteinander zusammen zu sein.

Die veränderte Fragestellung lautet daher?
Muss sich die Ehe ändern, um zeitgemäss zu bleiben - und wenn ja, wie?

Wir dürfen etwas nicht vergessen, und das tönt jetzt etwas martialisch.
Die Ehen haben früher auch nicht so lange gedauert. Die Frauen starben in der Regel spätestens bei der dritten Geburt. Die Männer starben im Krieg oder waren jahrelang auf Kreuzzügen. Zudem hatten die Menschen viel weniger Freizeit, die sie miteinander verbringen konnten. Die Ehe beschränkte sich auf wenige Minuten am gemeinsamen Mittagstisch. In früheren Kulturen gab es keine Ferien. Es gab auch keine geregelten Arbeitszeiten. Damit konnten auch Eheleute, die eigentlich gar nicht zueinander passten gut nebeneinander her leben ohne sich wirklich anzunähern und demnach auch ohne sich auseinander zu leben.

Wie muss also eine moderne Ehe aussehen, damit sie funktionieren kann und wir gleichzeitig diese Urwerte oder diesen Urzustand wieder erreichen? Vielleicht ist es eine Illusion, dass man ALLES gemeinsam machen muss und vielleicht ist es zu "rosarot gemalt" wenn man meint, in einer Ehe dürfe es keine Geheimnisse geben.
Denken wir mal darüber nach.

Donnerstag, 1. März 2012

Diskussion zum Lehrplan KV-College 6. Semester www.hso.ch

In der Rechtskunde zum Thema "Eherecht" und "Familienrecht" (ZGB) habe ich als Lehrperson insbesondere die Situation bei der Ehescheidung dargestellt. Das resultiert aus meiner Erfahrung als Rechtsanwalt.

Lasst mich erst einmal eine tägliche Ehesituation betrachten, wie sie einer meiner Lieblingssatiriker (den ihr sicher alle kennt) erzählt hat.

http://www.youtube.com/watch?v=SiJwv8SWMLU

Wenn wir von Eherecht reden und dies in der Rechtskunde von einem Anwalt doziert wird, dann steht das vor dem Hintergrund, dass der Anwalt, das ZGB und der Richter erst dann in Erscheinung treten, wenn die gegenseitige Zuneigung und Hingabe gegen den Gefrierpunkt tendiert (oder schon darunter ist, zumindest einseitig).

Ich möchte hier die Diskussion eröffnen und lade dazu vorallem meine Schüler ein.

Liebe Grüsse
Stehrenberger



So liebe Studenten.
Bis jetzt hat sich leider noch niemand auf meinem Blog gemeldet. Ist das Thema "Heiraten" denn so langweilig oder ist es "zu persönlich", dass keiner seine Meinung abgeben will?
Ich weiss es nicht.

Ich möchte einen Lösungsansatz geben:
Fragen wir mal verschiedene Berufsgruppen, warum zwei Menschen heiraten sollen.

Als erstes fragen wir einen christlichen Priester.
Er wird uns sagen, dass heiraten die natürliche Verbindung von einem Mann und einer Frau (Betonung liegt auf EINEM MANN und EINER FRAU) zur Gründung einer Familie ist, die in der Liebe zueinander Gott ehrt und den Fortbestand der Menschheit garantiert.

Der Mediziner wird wahrscheinlich seinen Blickpunkt auf die monogame abendländische Ehe richten, weil damit die Ausbreitung von Krankheiten verhindert werden kann.

Der Soziologe wird auf die stabile Beziehung zwischen Mutter und Vater ansprechen, welche den Kindern die Sicherheit gibt, in trautem Familienkreise aufzuwachsen und sich zu mündigen Staatsbürgern zu bilden.

Der Jurist sieht seine Aufgabe erst, wenn die ehe wieder aufgelöst wird durch Tod oder Scheidung.

Wir sehen, dass gerade der Grund für die Heirat hier viel zu kurz kommt.
Viele Menschen heiraten ganz einfach darum, weil sie sich lieben und ewig zusammenbleiben wollen.

Was meint ihr dazu.